Busverkehr durch Neuschloß sorgt für anhaltende Kritik
Anwohner des Ahornweg in Neuschloß wehren sich gegen falsche Vorwürfe / Sicherheitsrisiko für Fußgänger und Radfahrer?

Zu eng: Immer wieder müssen Busse beim Durchfahren zweier Kurven in Neuschloß auf den Bürgersteig ausweichen – dadurch entstehen gefährliche Situationen, besonders für Fußgänger und Radfahrer. Foto: oh
NEUSCHLOSS – Der Busverkehr durch Neuschloß bewegt die Anwohner – nachdem im Oktober im TIP eine Meldung bezüglich der Haltestelle im Ulmenweg veröffentlicht wurde, die kurz nach Druckabgabe wieder zurück gezogen worden war, suchten diese das Gespräch mit dem TIP.
Hierbei sprachen die Bürger aus Neuschloß über die Probleme, die mit der Route durch den Ahornweg verbunden sind. Dabei wurde schnell klar, dass das vermeintlich rücksichtslose Parkverhalten, welches ursprünglich als Ursache für die zwischenzeitlich angekündigte Schließung der Haltestelle angegeben war, nur die Spitze des Eisberges ist und die mit der Busroute verbundenen Probleme wesentlich tiefer liegen.
Denn Busse, welche die Haltestelle Ulmenweg anfahren, müssen zunächst durch den Ahornweg fahren. Dieser ist schmal – mit einer Breite von 5,50 Metern ist es hier nicht möglich, dass sich Busse und Transporter begegnen, ohne dass mindestens eines der beiden Fahrzeuge auf den Bürgersteig ausweichen muss. Noch gravierender ist die Situation in zwei Kurven, welche durch die Busse befahren werden müssen. Diese haben einen Winkel von 90 Grad und sind nach einer Studie der Anwohner zu eng für die großen Busse. „Der Bus beansprucht die gesamte Straße und einen Teil der Gehwege beim Durchfahren der beiden Kurven im Ahornweg”, heißt es hier. Dies hat zur Folge, dass durch die insgesamt 30 Busse pro Tag eine große Gefahr für Fußgänger und Radfahrer erfolgt. Besonders gefährlich ist die Situation, da die Straße Schulweg für viele Kinder ist und auch die Kinder des Kindergartens und der Kinderkrippe auf dem Weg zu ihren Ausflügen in den Wald häufig hier vorbeikommen. Erschwerend kommt hinzu, dass das vorgegebene Tempo 20 auf Teilen der Strecke durch die Busfahrer selten eingehalten wird und somit zur Gefahrensteigerung für andere Verkehrsteilnehmer beiträgt – was sicherlich dem permanenten Zeitdruck des einzuhaltenden Fahrplans geschuldet ist.
Ein weiteres Problem für die Anwohner gestaltet sich direkt an der Haltestelle Ulmenweg: Die Busse warten an dieser häufig mit laufendem Motor, was zu einer Belastung der dortigen Anwohner durch die Abgase führt – besonders in den wärmeren Monaten des Jahres, in denen häufig Fenster offen stehen. Und wenn im Schulverkehr zwei Busse hintereinander stehen und warten, ist für den sonstigen Verkehr kaum ein Durchkommen.
Kleine Busse als Lösung?
Dass die Busse zu groß für die enge Straße und besonders die enge Kurve sind, wurde seitens der Anwohner durch eine intensive Studie und Bildmaterial nachgewiesen. Zudem sind diese nur zu Schulbeginn voll besetzt, ansonsten fahren die Busse mit lediglich wenigen Fahrgästen durch Neuschloß, erläuterten die Anwohner gegenüber dem TIP. Daher fordern diese den Einsatz von kleinen Bussen, wobei zu prüfen wäre, ob zu Schulbeginn nicht zwei oder drei Busse eingesetzt werden könnten. Diese kleineren Busse werden übrigens bereits zu Ferienzeiten eingesetzt, was die Situation in dieser Zeiten deutlich entspannt.
Die Stadtverwaltung betont hierzu in einer Stellungnahme: „Gerade im Ahornweg wurden durch verkehrliche Maßnahmen wie Tempo 20 km/h, eine Einbahnregelung sowie Haltverbote umfangreiche Maßnahmen zur Verkehrssicherheit getroffen. Der Einsatz kleinerer Busse wurde seitens der VTL geprüft und würde unverhältnismäßg höhere Kosten von jährlich circa 40.000 Euro erfordern. Dies wurde im Aufsichtsrat der VTL negativ beschieden.”
Ausweichmöglichkeit am Schloß?
Eine sinnvolle und mögliche Ausweichmöglichkeit für die Haltestelle Ulmenweg sehen sie Anwohner am Schloß in der bereits dort existierenden und in der Nähe zum Ulmenweg befindlichen Haltestelle. Hier halten die Busse ohne Schwierigkeiten und die Haltestelle ist aus Sicht der Anwohner des Ahornweges problemlos fußläufig zu erreichen. Das Argument seitens der Stadtverwaltung, dass Kinder entlang der Landesstraße zur Bushaltestelle laufen müssen, ist zwar durchaus nachvollziehbar, allerdings gibt es ähnliche Situationen auch in anderen Stadtteilen – hier wird die Situation aber akzeptiert. Die Kinder aus dem Neuschloßer Tannenweg müssen die Landesstraße sogar überqueren und sind somit einer Gefahr durch die Straße viel stärker ausgesetzt – dies scheint kein Problem darzustellen. Gleichzeitig würde eine Zeitersparnis erfolgen, da die Busse nicht mehr durch den engen Ahornweg fahren müssten. „Die Busse fahren derzeit 650 Meter zusätzlich, um an die Haltestelle Ulmenweg zu gelangen, dies sind im Jahr 5.000 Kilometer. Angesichts des CO2-Ausstoßes ist dies vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht nachvollziehbar”, erläuterten die Anwohner.
Dahingegen betont die Stadtverwaltung in einer Stellungnahme: „Die Buslinie im Ahornweg und Ulmenweg wurde speziell für die Schulkinder eingerichtet, dass diese nicht an die Haltestelle am Schloss bzw. an der L 3110 müssen. Daneben wurde die Haltestelle Ahornweg barrierefrei ausgebaut. Bisher besteht nach wie vor eine Liniengenehmigung und eine Transportverpflichtung aus der Konzession für die VTL bzw. Firma Müller. Derzeit kann dieses Ansinnen nicht beurteilt werden. Dazu kommt, dass der derzeit neue erarbeitete Nahverkehrsplan des Kreises Bergstraße – und damit auch die Schülerbeförderung – dabei berücksichtigt werden muss.”
Falschparkvorwürfe unrichtig
Gleichzeitig wehren sich die Anwohner gegen den Vorwurf permanenten Falschparkens. Um das Falschparken zu verhindern, wurde nicht nur eine Zick-Zack-Linie eingezeichnet, die den Bussen das problemlose Befahren der Kurve ermöglichen sollen, sondern zudem auch Parkplätze. Die Anwohner verwehren sich gegen die Behauptung ständigen Falschparkens. Durch die Wohnbauverdichtung gäbe es mehr PKW in Neuschloß, allerdings würden die vorgegeben Parkbuchten sowie die Parkmöglichkeiten auf den privaten Grundstücken genutzt. Dahingegen erheben die Anwohner Vorwürfe gegen das Verhalten einige – nicht alle – Busfahrer, die nicht nur zu schnell, sondern zudem auch sehr rücksichtslos durch den Ahornweg fahren. So wurden bisher vier Sachbeschädigungen an Fahrzeugen festgestellt, die durch die Busse verursacht wurden.
Einbahnstraße als Problem
Ein weiterer Dorn im Auge der Anwohner ist die nach wie vor provisorisch eingerichtete Einbahnstraße. Das Ordnungsamt prüfe hier kaum, immer wieder fahren Fahrzeuge gegen die Einbahnstraße. Generell ließe die Kommunikation mit Seiten der Stadt und der VTL zu Wünschen übrig, die Sorgen und Anregungen seitens der Anwohner würden nicht ernst genommen. Die Stadtverwaltung betont hierzu, dass ausreichend Gespräche mit den Anwohnern geführt wurden. „Sowohl in der Bürgerkammer Neuschloß als auch bei zahlreichen Ortsterminen wurde das Thema Busline in Neuschloß erörtet. Der Fahrgastbeirat hat sich ebenfalls mit dem Thema befasst und eine klare Position pro Buslinie Ulmenweg bezogen. Nach Ansicht der Verwaltung sind dazu alle Argumente ausgetauscht. Die Beschwerdeführer wurden abschließend auf den Rechtsweg verwiesen, den das Verwaltungsrecht vorgibt.”
Bleibt zu hoffen, dass beide Seiten doch noch einen Weg der Verständigung finden – im Sinne einer gelungenen Lösung für die Anwohner, den Busverkehr und insbesondere zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer. Benjamin Kloos